Samstag, 24. März 2012

Athen: Von kulinarischem Neuland, freundlichen Menschen, atemberaubenden Ausblicken - und warum ich über mich selbst schmunzeln mußte

Es gibt Ausblicke, die vergißt man nie wieder. Am ersten Abend meines ersten Besuchs von Athen waren wir von Bekannten auf eine Hotelterrasse eingeladen worden. Zunächst war ich skeptisch: eine Hotelterrasse! Kenne ich doch Vergleichbares in Rom, wo zu überteuerten Preisen durchschnittliche Menüs serviert werden, die mit echter italienischer Küche so rein gar nichts zu tun haben.
Doch im Restaurant auf der Dachterrasse angekommen - auf Grund der Jahreszeit saßen wir noch im Innern -, verschlug es mir zunächst buchstäblich den Atem: Vor mir lag die raffiniert angestrahlte Akropolis, und für diesen Anblick hätte ich auch mit drei Oliven und einem Glas Wein vorliebgenommen.




Die Überraschung kam dann beim Essen. Es gab gehobene, neu interpretierte griechische Küche, darunter eine wunderbar leichte Version des griechischen Küchenklassikers Mousakas, mit feiner Zimtnote und einem fast flaumigen Béchamel-Käse-Topping.

Sehr viel authentischer als im Hotelrestaurant war dann am Sonntag nach einem kurzen Rundgang unterhalb der Akropolis ein schlichtes Mittagessen in einer der typischen Ouzerien des Altstadtviertels Monastiraki. Wir saßen im Freien unter Bäumen an einfachen, mit Papiertischdecken ausgelegten Holztischen und waren dem Stimmengewirr zufolge die einzigen Ausländer. An einem eher primitiven Grill briet ein älterer Mann Teile eines Oktopus, streunende Katzen saßen zu unseren Füssen und warteten auf ein paar Bröckchen vom Tisch und die Sonne ließ den nahen Frühling ahnen.
Wir bestellten Mezedes - die typischen gemischten Vorspeisen, die man in Griechenland in jeder Taverne findet. Den Anfang machte ein frischer Salat, bestehend aus geraspeltem Weißkohl und Karotten, roten Bohnen, Gurken, Tomaten, Oliven und Kapern:


Dazu gab es eine Auwahl an kalten Gemüsepürees - aus Auberginen und weißen Bohnen:








Natürlich durfte auch ein wunderbar cremiges Tsatsiki nicht fehlen:




 Fleischbällchen und ein gebratener Fetakäse ergänzten unsere kleine Stärkung:



 
Kulinarische Siegeszüge wie die italienische oder französische hat die Küche dieses südosteuropäischen Landes bislang noch nicht antreten können; ob nun  zurecht oder zu unrecht kann ich nach diesen wenigen Tagen nicht beurteilen, denn da ist meine Kenntnis zu rudimentär. Um meine "Studien" zu vertiefen, zog es mich natürlich an die Stellen der Stadt, an denen die Athener einkaufen. Märkte und Markthallen ziehen mich magisch an, und in einer der größeren Straßen der Innenstadt, von der aus man von weitem die Akropolis erspähen kann, landete ich auch schon im kulinarischen Zentrum.



 Die größte Fläche belegten die Fleisch- und Fischstände:


Auf ihre Waren machten die Metzger auf ihre ganz eigene Weise aufmerksam, in dem sie mit der flachen Seite ihrer großen Schlachtermesser auf die kleinen Holztischchen schlugen, auf denen das Fleisch zerteilt wurde. Den Lärm, der dadurch verursacht wurde, kann man sich in den überdeckten Hallen vorstellen:


Besonders beliebt schien in diesen Tagen der Fastenzeit auch der Stockfisch zu sein, der in Massen angeboten wurde:



Üppige Dekoration mit den unterschiedlichsten Wurstsorten bot dieser Laden:



Besonders beeindruckte mich aber immer wieder die große Auswahl an Kräutern, Gewürzen und Hülsenfrüchten, die oft ein hübsches Mosaik bildeten:




Nie zuvor habe ich solche prächtigen Zimtstangen gesehen - schon gar nicht in dieser pittoresken Präsentation:



Immer wieder überraschte mich, wie viele Waren lose verkauft werden. Besonders Knabberzeug scheint sich großer Beliebheit zu erfreuen. Unzählige Sorten von getrockneten Beeren und Früchten, Mandeln, Nüssen, Pistazien, aber auch zuckersüße klebrige Teilchen aus mit Trockenfrüchten gefülltem Filo- oder Kataifiteig, Berge von Halfa - den Zahnärzten Griechenlands muß es bestens gehen - quollen aus Säcken und Behältern. Am besten lasse ich ein paar Bilder sprechen, die ich in zwei Läden unweit des Syntagma-Platzes, an dem sich das griechische Parlament befindet, aufgenommen habe:








Welchen Laden ich auch immer betrat, auch wenn ich nur einige Fotos knipsen wollte, wurde ich doch stets mit freundlichen, mir leider oft unverständlichen Worten und einem Lächeln empfangen. "Parakaló" - das heißt "bitte" - solche wenige Brocken Griechisch hatte ich mir neben den üblichen Begrüßungsformeln schon vor meinem Besuch angeeignet. Ich hoffe natürlich, dass ich bei meinen nächsten Besuchen sprachlich schon einige Fortschritte gemacht haben werde.
Nicht abreisen konnte ich allerdings, ohne nicht zuvor noch eine "typische" Gewürzmischung ergattert zu haben. Freudestrahlend packte ich mein Päckchen mit Kräutern ein - bestehend aus Thymian, Bohnenkraut und Oregano. Dann mußte ich auf einmal über mich selbst schmunzeln. Ich lebe ja nicht gerade am Nordpol; all diese Kräuter bekomme ich hier in Rom "um die Ecke".
Jetzt habe ich mittlerweile mit Feta gefüllte Hackbällchen damit gewürzt  - und ich könnte schwören: diese Hackbällchen schmecken anders! Griechisch eben!



Einige Restaurant- und Einkaufstipps

Hotel Electra Palace

18-20, Nikodimou Str. , 10557
+302103370000
http://electrapalace.athenshotels.it/index_de.html

Das Restaurant auf der Dachterrasse bietet einen atemberaubenden Blick auf die Akropolis. Auch in der kühleren Jahreszeit gewähren die großen Panoramafenster die Aussicht auf das Wahrzeichen der Stadt.

Ouzerie Naxos

Hristokopidou 1, Kerameikos
+302103218222
Wenig touristisch, einfache, aber authentische  Küche.

O Tzitzikas ke o Mermigas 

14 Mitropoleos Str.
+302103247607
http://www.anothertravelguide.com/eng/europe/greece/athens/destinations/restaurants/o_tzitzikas_ke_o_mermigas/

Sehr hübsch eingerichtetes, modernes Restaurant in der Nähe des Syntagma-Platzes (Parlament) mit typischen Spezialitäten. Besonders die Vorspeisen sind zu empfehlen. 

Die Markthallen von Athen liegen an der zentralen "Athena-Strasse", die vom Omónia-Platz ausgeht und bis hin zum Altstadtviertel Monastiraki führt.


♥♥♥
Un abbraccio
Ariane

7 Kommentare:

  1. Ach, was für ein schöööööner Reisebericht. Vielen Dank dafür und für die wundervollen Fotos. Ich liebe Griechenland und die einfache Küche in den Tavernen. Du hast das wunderbar wiedergegeben.
    Ich lasse mir übrigens auch immer Oregano aus Griechenland mitbringen und behaupte genau wie Du, dass der anders schmeckt, eben griechisch ;-)

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    1. Das freut mich, liebe Sabine, dass meine ersten Eindrücke aus Athen Deinen Erfahrungen entsprechen!
      Liebe Grüße :-))
      Ariane

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  2. Der Bericht... echt toll; und ich bewundere dich manchaml dafür das du die Fotos einfach im restaurant machst. Ich würde das auch viel öfter mal gerne machen, abe rich habe da so ein klienes Problem mit.

    Ariane, nach weiter so. Ich habe deine neuen Berichte in den letzten Tagen echt vermisst.

    lg
    grimmel

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    1. Danke grimmel, aber ehrlich: mich kostet das auch noch sehr viel Überwindung! Ich mache das auch nicht überall; so zwar in der einfachen Taverne (eher unauffällig, hat auch keiner geguckt), aber nicht im Restaurant. Ich gehe da sehr diskret vor.:-))
      LG Ariane

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  3. Hach! Das sind tolle Bilder! - und deine Beschreibungen dazu machen Lust auf mehr..... Danke für den Bericht. :)

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  4. @ariane
    solltest du irgendwann mal auf Zypern landen, dann bestell dort auch mal meze, nur bitte nicht als Vorspeise. Wenn man dort meze bestellt (sofern das Lokal es anbietet) bekommst du zwischen 15 und 30 kleine Speisen und hast einmal einen Querschnitt der zyprischen Küche. Aufessen kann das, selbst mit dem größten Hunger, so gut wie niemand.

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